Abb. 60

Noli me tangere

 

In dieser Miniatur ist ganz links der bläulich verfärbte, schmutzigweisse Pilzstiel

zu sehen. Der Stiel ist über seine ganze Länge torsional verdreht. Typisches mykologisches Bestimmungsmerkmal der meisten psilocybinhaltigen Pilze.

Weiteres einzigartiges Merkmal für die Bestimmung des Psilocybinpilzes ist die bläuliche Verfärbung des Stiels, wie in der Miniatur dargestellt. Diese entsteht

durch Oxidation mit dem Luftsauerstoff. Nicht zu vergleichen mit blau

verfärbten Druckstellen anderer Pilzgattungen, die durch Finger mechanisch verursacht werden, siehe Vergleichspilz 2, Abb. 123.2. Deshalb werden sie neben anderen Bezeichnungen auch Blauender Kahlkopf (Psilocybe cyanescens) oder

Blue leg (Psilocybe semilanceata) genannt.

 

Die schmutzigweissen Vergleichspilzstiele sind im lebenden und im getrockneten Zustand leicht wellig gebogen, schlank und gleichmässig dünn. Die Oberfläche

hat eine langfaserige Struktur. Alle Merkmale entsprechen dem in der Miniatur abgebildeten Pilzstiel und den beiden getrockneten Vergleichspilzstielen. Es sind sehr typische Merkmale der Gattung Psilocybe. In vielen Abbildungen dieser Arbeit können diese blau verfärbten, leicht wellig gebogenen Stiele gefunden werden.

 

In Abb. 19. und 94.2. ist die torsionale Verdrehung des Pilzstiels gut zu erkennen.

In Abb. 30.2. ist die typische Längsfurchung des Stiels der Gattung Psilocybe auffällig dargestellt. Der Psilocybe semilanceata hat im Verhältnis zur Hutgrösse einen sehr langen Stiel. Wie in Abb. 11. beschrieben, ist er ein Wiesenpilz. Damit die Sporen optimal mit dem Wind verfrachtet werden, bildet er einen überproportional langen Stiel aus. Typisches Bestimmungsmerkmal.

 

Auf dem Pilzhut wachsen drei weitere spitzkegelige Pilze heraus. Sie gleichen

sehr dem Psilocybe semilanceata, siehe Detail rechts.

 

Vergleichspilzstiele: Gattung Psilocybe in getrocknetem Zustand.

 

Bildquelle: Bayerische Staatsbibliothek

Bildquelle Vergleichspilzstiele: wikimedia.org/Erik Fenderson

 

Abb. 63.

 

Perikopenbuch St. Erentrud
BSB Clm 15903
Salzburg, 11.–12. Jh.
fol. 46v (097)